Tag 1
Nach langer Vorbereitungsphase trafen sich Schülerinnen und Schüler aus den 9. Klassen der Oberschule Markkleeberg in aller Früh, um eine gemeinsame Bildungsfahrt nach Auschwitz/ Polen anzutreten. Nach einer mehrstündigen Busfahrt, dem ersten Geldwechsel nach dem Grenzübergang und einem kurzen Stopp zum Mittagessen trafen wir in unserer Unterkunft, dem „Center for Dialogue and Prayer“ in Auschwitz ein. Nun war es Zeit die Zimmer zu beziehen, das Gelände zu erkunden und kurz durchzuatmen. Danach wurden wir alle von der Direktorin Elzbieta Wronka in Empfang genommen und in die Geschichte der Unterkunft und des Ortes eingeführt. Nach dieser sehr freundlichen und informativen Begrüßung, setzten wir uns das erste Mal in unsere zwei Gruppen zusammen und besprachen die kommende Woche, unsere Erwartungen, Ängste und Hoffnungen. Dies war auch der Moment, bei dem wir unsere zwei erfahrenen und sehr sympathischen Bildungsreferenten Maud und Johannes das erste Mal richtig kennenlernten. Die beiden haben uns die nächsten Tage tatkräftig durch das Programm geführt und waren in jeder Situation sehr vertrauensvolle und wertschätzende Ansprechpartner.
Nach einem leckeren Abendessen entschieden sich die einen dafür, ihr geschichtliches Hintergrundwissen mit Johannes zu vertiefen, die anderen schauten eine bewegende Dokumentation mit Maudl . Die Dokumentation erzählte von verschiedenen Überlebensgeschichten von Auschwitzgefangenen und welche Bedeutung die im KZ tätowierte Nummer im Leben dieser Menschen und ihrer Familien gespielt hat. Nach einer gemeinsamen Auswertung, hieß es, die letzten Stunden des Tages individuell mit Kartenspielen, Sterne zählen oder einfach nur nett beieinander sein zu verbringen. So ging für die einen eher, für die anderen später ein erster eindrucksvoller Tag zu Ende.
Frau Kern


Tag 2
Am Dienstag, den 04.03.2025 aßen wir von 7:45-8:45 Frühstück, danach fuhren wir mit dem Bus in die Gedenkstätte Auschwitz 1, das Stammlager. Auschwitz 1 zählt als das „Mutterlager“ der ganzen Außenlager, weshalb wir dort unsere Besichtigung starteten. Nach kurzem Warten, mussten wir alle – wie an einem Flughafen – unsere Sachen in Kisten ablegen. Diese gingen dann über ein Rollband und wurden kontrolliert. Nachdem wir durch die Kontrolle waren, bekamen wir Kopfhörer, damit wir unsere deutschsprachigen Guides gut verstehen konnten. Nun wurden wir ca. drei Stunden durch das Stammlager geführt, besichtigten Lagerblöcke und Ausstellungsräume. Wir bekamen von Auschwitz 1 einen einprägenden Eindruck, die Stimmung war bedrückend und still, so still ist es selten. Wir sahen viele Bilder und Gegenstände der damals inhaftierten Juden, Sinti und Roma, Menschen mit Beeinträchtigungen … . Wir sahen Bilder von Personen, Familien die in Auschwitz getötet wurden. Diese Menschen hatten gelebt, diese Menschen hatten vor Auschwitz ein normales, glückliches Leben und deshalb ist es unfassbar die Bilder zu sehen und zu wissen, dass diese Menschen auf traurige Weise ihr Leben lassen mussten. Es machte wütend, wenn man sah, wie schlimm, herzlos, würdelos und herablassen die Häftlinge behandelt wurden. Ich denke, dass Einprägendste von allem, waren die Haare. Ein riesenlanger Glaskasten voller Haare. Die Haare wurden damals den Menschen die vergast, erhängt, erschossen – einfach auf grausame Weise und aus grausamen Gründen getötet wurden, abgeschnitten. Die Reiseleiterin erzähle, dass diese Haare für Bettbezüge und als Matratzenfüllungen in den Baracken der Häftlinge genutzt wurden. Es war sehr gruselig und auch ekelig zu erfahren, dass die Häftlinge auf den Haaren der Toten schlafen mussten. Wir sahen uns noch viel mehr an, Gaskammern, Verbrennungsöfen, Schussmauern … .





Nach diesem Aufenthalt trafen sich die zwei Gruppen wieder und fuhren mit dem Bus zur Unterkunft, um Mittag zu essen. Nach ein wenig Freizeit trennten sich die Gruppen wieder. Die eine Gruppe ging zurück zum Stammlager, um dort eigenständig auf Erkundungstour zu gehen. Meine Gruppe fuhr mit dem Bus nach Harmeze in ein Franziskanerkloster, in dem Kellergewölbe schauten wir uns eine Ausstellung von Marian Kolodziej an. Er war ein überlebender Auschwitzhäftling und drückte viele Jahre nach dem Krieg seine Gedanken, Erfahrungen und Gefühle in selbstgezeichneten Bildern aus. Viele aus unserer Gruppe empfanden diese Bilder als unheimlich, ehrlich gesagt es waren sehr todesartige Bilder. Durch die zusätzlichen Erklärungen eines Guides erfuhren wir viel über die Leidensgeschichte des Künstlers.
Nach dem Besuch des Klosters trafen wir uns alle in unserer Unterkunft wieder und verbrachten ein wenig Freizeit, viele nutzen auch den nahegelegenen Einkaufsmarkt. Vor dem Abendessen trafen wir uns gruppenweise zur Reflexionsrunde, um über unsere Erfahrungen und Eindrücke zu reden.
Das war der Dienstag, es war sehr spannend und gruselig zugleich. Ich hoffe das der Holocaust sich niemals wiederholt! Denke immer daran, wie du behandelt werden willst, behandle auch andere.
Mathilda


Tag 3
An unserem dritten Tag sind wir nach dem Frühstück mit dem Bus in die Gedenkstätte Auschwitz Birkenau gefahren. Dort wurden wir gruppenweise von unseren Reiseleitern des Vortages durch das Gelände geführt. Wir haben Einblicke in die unterschiedlichen Baracken (Aufteilung in Familien, Männer, Frauen und Kinder) Waschräume und Toiletten bekommen, Außerdem hat unsere Reiseleiterin uns die restlichen Ruinen von den Krematorien II und III gezeigt. Sie hat uns Geschichten von Fluchtversuchen erzählt und ist dabei auf zwei Momente näher eingegangen. Sie waren sich sehr ähnlich. Dort hat sich jeweils ein Pärchen als SS-Offizier und Häftling ausgegeben, nur eine Flucht ist geglückt. Bei der Führung hat sie uns zu einer Wiese geführt und erzählt, dass dort 115 000 getötete Häftling zuerst vergraben, später jedoch wieder ausgebuddelt werden mussten. Der Grund dafür war, dass die ausgetretenen Körperflüssigkeiten den anliegenden Fluss stark verschmutzt haben. Die Leichen wurden dann offen verbrannt. Anschließend haben wir eine Schweigeminute abgehalten, denn die Asche/ Überreste der vielen Menschen wurde dann auf dieser Wiese vergraben.
(… auch die andere Gruppe wurde zu dieser Wiese geführt, der Reiseleiter – welcher gleichzeitig auch als erfahrener Historiker in den Gedenkstätten arbeitet, erklärte, dass die Forschung in und um die Gedenkstätten in Auschwitz anhält. Erst vor fünf Jahren hat man beispielsweise per Luftaufnahmen Vernichtungselemente auf dieser Wiese/ Lichtung entdeckt, welche das Ausmaß der Anzahl der Ermordeten und die Methodik der Vernichtung wiederspiegeln. Für viele Schülerinnen und Schüler, aber auch für uns als Begleiter war es ein sehr eindrücklicher Moment diese Wiese zu betreten – mit dem Gedanken, auf einem Ort zu stehen, der die Überreste so vieler unschuldiger Menschen birgt.[1])



Als die Führung vorbei war ging es für unsere Gruppe wieder zurück in die Unterkunft zum Mittagessen, die andere fuhr gleich ins Franziskanerkloster nach Harmeze. Nach einer Mittagspause und etwas Freizeit liefen wir zur Gedenkstätte Auschwitz I. Dort hat uns Johannes die Länderausstellung im Block 27 vorgestellt. Es gab Räume, die uns sehr emotional gemacht haben, zum Beispiel anfangs viele Foto- und Videoaufnahmen von Häftlingen vor der Gefangennahme.
(… private/ öffentliche Aufnahmen von glücklichen, alltäglichen Momenten – Urlaube, Familienfeiern, Eltern, die Kindern das Fahrradfahren beibringen, Schulabschlüsse, …[1])
Oder auch ein Raum mit original abgebildeten Zeichnungen von den Kindern, die inhaftiert waren. Am Ende waren alle ziemlich schockiert, als wir ein überdimensionales Buch mit über 4 Mio. Namen jüdischer Opfer gesehen haben.
(… viele Schülerinnen und Schüler durchblätterten lange diese Seiten und forschten nach eigenen oder bekannten Familiennamen.[1])
Der Tag hat uns sehr geprägt und wir konnten viele weitere Informationen sammeln.
Emma, Malina, Laura



Tag 4
Der Donnerstag war der letzte Tag unserer Auschwitz – Bildungsfahrt. Am Morgen standen wir alle früh auf, um unsere Sachen zu packen und die Zimmer aufzuräumen. Danach ging es zum Frühstück, wo wir auch unsere Lunchpakete bekamen. Wir brachten all unser Gepäck zum Reisebus, danach versammelten wir uns in einem Raum, wo ein Zeitzeugengespräch mit einer Frau, die in Auschwitz geboren wurde, stattfand.
(An dieser Stelle möchte ich Frau Stefania Wernik für ihren Mut und ihre Kraft danken, ein so ausführliches, emotionales und interessantes Gespräch mit uns geführt zu haben.[1])
Es war sehr interessant der Frau zuzuhören, denn sie erzählte viel von dem, was ihre Mutter vor der Geburt in Auschwitz erlebte und wie sie kämpfte, um ihrer neugeborenen Tochter ein schönes – oder eher akzeptables Überleben in Auschwitz zu bescheren. Hinterher durften wir Frau Wernik viele Fragen stellen, die sie geduldig beantwortete.


Nach dem eindrücklichen Zeitzeugengespräch ging es für die jeweiligen Gruppen in eine letzte Reflexionsrunde, wo wir darüber redeten, wie wir die vier Tage fanden, was wir aus den vier Tagen mitnehmen und so … . Es war sehr interessant zu erfahren, wie alle diese Tage wahrgenommen haben. Nach der Reflexionsstunde stiegen wir in den Bus, um ein letztes Mal in die Gedenkstätte Auschwitz Birkenau zu fahren. Dort gingen wir gruppenweise an einen Ort, den wir vorher bestimmt hatten. Wir bekamen jeder eine Rose, die wir einzeln – zum Gedenken an die verstorbenen und gefangengenommenen Auschwitzopfer an einen für uns beliebigen Ort legen konnten. Es wurden auch Gedichte von Inhaftierten vorgelesen. Die Stimmung war bei allen bedrückend und traurig, was man nicht oft bei uns Schülern bemerkt. Der Moment, als wir die Rose niederlegten, der Moment war sehr besonders.
Nach der Gedenkzeremonie verabschiedeten wir Maud und Johannes und stiegen wieder in den Bus, um zur Schule zu fahren, wo unsere Eltern, Großeltern, Betreuer oder Geschwister warteten, um uns zu begrüßen. Auf der Rückfahrt machten wir einen kurzen Stopp bei Mc Donalds, aber das war es dann auch schon.
Wer in der Welt etwas bewirken/ verändern möchte, der muss aufstehen und reden, die anderen zum Zuhören bewegen. Denn viele Menschen haben keine eigene Meinung, sie ahmen die nach, die am lautesten ihre Meinung sagen, und meistens sind eben die, die Falschen.
Mathilda


Danksagung
Meine Danksagung geht zuallererst an unsere teilnehmenden Schülerinnen und Schüler, schon in der Vorbereitungsphase wart ihr stets interessiert und verlässlich. Auf unserer Fahrt habt ihr alle gezeigt, wie verantwortungsbewusst und wertschätzend ihr mit der Thematik und den Menschen, um uns herum umgeht. Vielen Dank für eure vielen interessanten Fragen, eure (selbst)reflektierende und oft auch emotionale Wiedergabe eurer Erfahrungen, euer Engagement und natürlich auch vielen Dank für die vielen schönen und witzigen Momente, welche niemals fehlen dürfen.
Ich danke auch unseren Lehren Herrn Mencfeld, Herrn Wundke und Herrn Ortlepp für ihre tatkräftige Unterstützung und wunderbare Teamarbeit. Danke!!!
Liebe Maud, lieber Johannes – als begleitende Bildungsreferenten wart ihr wirklich einzigartig. So erfahrene, wertschätzende, geduldige und sympathische Mitorganisatoren kann man sich nur wünschen. Die Zusammenarbeit mit euch war wirklich sehr schön und nachhaltig.
Lieber Herr Jarosch, auch Ihnen, als Organisator der Fahrt gilt ein enormes Dankeschön. Über eine wirklich lange Zeit haben wir gemeinsam dieses Projekt geplant. Ohne Sie und die Brücke/Most Stiftung wäre diese, für alle Teilnehmenden so nachhaltige Fahrt nie möglich gewesen. Danke!
Ein großer Dank gilt auch dem BMFSFJ und dem SMK.
Lasst uns diese wertvolle Zeit nie vergessen, in unseren Herzen und Gedanken tragen und in unsren Taten wirken lassen!
Frau Kern





[1] Ergänzung durch Frau Kern
